15 Jahre Vienna City Marathon 2009-2024
Zu schnell für den ORF.
Eigentlich fand der Ungerndorfer Thomas Appel seine sportliche Heimat früh als Fußballer beim USC Fallbach, allerdings wurde beim Bundesheer eine weitere Passion geweckt:
Nach seinem Grundwehrdienst in Mistelbach meldete sich Appel mit nur 19 Jahren für einen UN-Auslandseinsatz und war als einer der jüngsten UNO-Soldaten in Zypern. Dort fand er das perfekte Wetter für sportliche Freizeitaktivitäten vor und legte viele Radtouren und Wanderungen zurück. Dazu kamen immer mehr Laufkilometer und schließlich, gemeinsam mit Kameraden, erst kleine Wettkämpfe wie etwa der Städtelauf in Famagusta und schließlich der erste Auslandshalbmarathon in Paphos.
Nach einem Jahr als Maurer in der Heimat zog es den Weinviertler wieder in die Ferne, diesmal für 12 Monate nach Syrien, wo er auf den Golanhöhen bei den Pionieren stationiert war. Nach den Dienst- und an den Wochen-Enden blieb genug Zeit für Sightseeing Touren, aber auch Läufe, im Raum Jordanien, Ägypten, Syrien und Israel.
Im Jänner 2003 meldeten sich einige Soldaten für den Marathon in Tiberias an, Thomas schrieb sich wieder für die Hälfte ein. Am Vorabend aber wollten ihn die Kameraden beim gemeinsamen Abendessen spontan – beim zweiten Bier – überreden, ebenfalls über die volle Distanz zu gehen bzw. laufen. Beim dritten Bier wurde noch überlegt, nach dem vierten schließlich zugestimmt.
Ein Mann, ein Wort, 42 Kilometer und 25 Grad Celsius. 3 Stunden und 47 Minuten brauchte Thomas Appel für sein Marathon-Debüt, nicht schlecht, vor allem nach vier Bier am Vortag.
Bis 2007 tourte der Soldat im Rahmen von UNO- und NATO-Missionen durch verschiedene Länder, wobei bei seinen drei Kosovo-Einsätzen (2004, 2005 und 2007) verständlicherweise wenig Zeit zum Sporteln blieb.
Daheim in Niederösterreich blieb der Fußball an erster Stelle, aber auch hier nahmen die Teilnahmen an Laufveranstaltungen vielfältiger Art zu, oft gemeinsam mit Freunden und seinem Bruder Andreas. Der Weinviertler Lauf-Cup wurde absolviert und Halbmarathons in der Wachau, in Graz oder rund um den Stubenbergsee zu bestritten, meist in Verbindung mit Städteausflügen oder Urlauben.
2008 dann die wortwörtlich wegweisende Entscheidung: Nächstes Jahr wird der Wien Marathon in Angriff genommen. Der ganze! Und so begann sie, die 15-jährige Lauf- und Erfolgsgeschichte. Seit 2009 stand Tom bei jedem VCM („Vienna City Marathon“) am Start – und im Ziel. Noch dazu „finishte“ er jeden einzelnen unter 3 Stunden 38 Minuten.
Die Zeit bei der Premiere 2009 lautete 3h37min. Die schnellste datiert aus dem Jahr 2013, stolze 3h18min waren es und das nur zwei Wochen nach dem Antalya Marathon in der Türkei. Ein Jahr, in dem es bzw. er anscheinend gut lief.
Und nun, heuer, demnach der 15. Vienna City Marathon für Appel. Die gemessene Zeit reiht sich mit 3h26 min schön oben im Durchschnitt ein. Trotz einer hartnäckigen Verkühlung, die den Vollblutsportler nach einer guten, aber auch sehr (kraft-)intensiven Vorbereitung (an die 1.000 Kilometer!) knapp zwei Wochen vor dem großen Tag erwischte. Und die so fast zwei Wochen lang kein Training zuließ, erst kurz vor dem Lauf(sonn)tag konnte er wieder leicht in die Vorbereitung einsteigen.
Legitim und vor allem aus gesundheitlichen Gründen verständlich, dass der 43-jährige in Erwägung zog, einfach „nur“ den Halbmarathon zu laufen. Aber natürlich, mitten im Wettkampf packte ihn der Ehrgeiz und die Freude, was nicht zuletzt auch der stets fantastischen Stimmung beim VCM zu verdanken ist. Einzigartige Atmosphäre in Verbindung mit tollem, weil nicht zu warmen Laufwetter – Emotion pur. Und diese Begeisterung konnte weder vom gesundheitsbedingt schwächeren Anfangs-Pace noch von Schmerzen am linken Knie ab Kilometer 22 verhindert werden. So hielt der Ungerndorfer seinen Schnitt von 04 Min. 50 Sek. pro Kilometer fast bis zum imposanten Zieleinlauf zwischen Rathaus und Burgtheater durch. Damit mich meine Familie heuer beim Zieleinlauf besser erkennt, wurde ich verdonnert einen „gelben Hut zu tragen, damit ich aus der Masse heraussteche!“.
15 Wien-Marathons hintereinander und mit 43 Jahren 43 Marathons von Amsterdam bis Zürich, von Barcelona bis, kein Scherz, Loch Ness: Das war dann sogar dem ORF eine kleine Beitrags-Serie wert. Ein Team der ORF Wien-Redaktion suchte sowohl einen VCM Debütanten als auch einen Jubilar und begleitete die beiden gemeinsam mit weiteren Läufern in der Vorbereitung und bei der Veranstaltung selbst. An Wettkampftag traf man sich bereits um 07.30 Uhr morgens zum Interview im Startbereich. Für das „Finisher-Interview“ war der Ungerndorfer Dauerläufer aber selbst für das ORF Kamera-Motorrad zu schnell: Appel war bereits lange im Ziel, als sich dieses noch immer auf der Strecke befand. Einem schönen Bericht stand dennoch nichts im Wege – genauso wenig wie der Anmeldung zum nächsten Laufabenteuer:
Getreu dem hübschen alten Motto „Nach dem Marathon ist vor dem Marathon!“ geht es für Thomas bereits am 26. Mai nach Grönland – wohin auch sonst – zum Icefjord Midnight Marathon. Klingt gut, ist gut, nur Trail-Schuhe muss er sich noch zulegen, die Insel ist ja zu beinahe 70 % mit Eis bedeckt. Die Strecke gilt wenig verwunderlich als sehr anspruchsvoll, einige Höhenmeter machen die Aufgabe nicht leichter. Eine unberechenbare bleibt zudem das Wetter, das innerhalb von kurzer Zeit gerne von Sonne auf Sturm und Schneechaos umschlägt, bei einer aktuellen Prognose von 0 bis –10 Grad. Gestartet wird um 21 Uhr abends. Der Andrang für das Spektakel wäre entsprechend groß, aber nur 200 Starter sind zugelassen für den Trail-Marathon in der Kleinstadt Ilulissat. Thomas Appel ist einer von ihnen.
Zur Vorbereitung werden noch ein paar gute Läufe für den guten Zweck absolviert, etwa der „Lions Run“, der „Lauf gegen Krebs“ oder, auch alle Jahre wieder, der „Wings For Life World Run“. Und, um das genannte Zitat abschließend leicht abzuändern, nach Grönland ist vor der Burg:
Im Herbst nämlich zieht der Herr Gemeinderat zusätzlich zu den Turnschuhen das Organisationsgewand über und lädt gemeinsam mit seinen engagierten Mitveranstaltern zum auch schon wieder traditionellen „Lauf um die Burg“ in seiner Heimatgemeinde Laa an der Thaya. Dieser findet zwar erst am 21. September statt, aber die Zeit läuft bekanntlich recht flott dahin.
So wie unser Ortsvorsteher aus Ungerndorf.